Die Geschichte der Gartenmöbel ist gar nicht so lang. Nicht einmal die Geschichte der Sitzkultur überhaupt. Denn: Bevor sich die Hominiden überhaupt setzten, mussten sie sich zunächst einmal aufrichten. Das taten sie – so vermutet die Wissenschaft – vor 2,5 Mio. Jahren. Damals hießen sie noch Homo erectus, versuchten sich in der Herstellung von Steinwerkzeugen und waren weit davon entfernt, sich auf einem Möbel nieder zu lassen. Der Mensch, also der Homo sapiens, ist seit 100 000 Jahren bekannt, aber auch der hatte andere Sorgen, als sich eine bequeme Sitzgelegenheit auszudenken, die es ihm erlaubte, nicht auf dem Boden zu kauern.
Die Bequemlichkeit, sich auf Stühlen nieder zu lassen, breitete sich erstmals im Mittelalter aus. Jene Möbel standen in eher kärglich möblierten Räumen. Damals waren es vor allem die eher spartanischen Holzschemel, auf denen man sich bei Bedarf niederließ. Die besseren Sitzmöbel hingegen, also Lehnstühle mit geflochtenen und mit Kissen belegten Sitzflächen, waren der herrschenden Klasse vorbehalten. Vor allem Könige standen durchaus komfortable Stühle zur Verfügung.
Zu Zeiten des Biedermeiers, also im 17. Jahrhundert, begann man, Bänke, Stühle und Tische zusammen zu stellen, um sich gemeinsam in der guten Stube im privaten Rahmen nieder zu lassen. Das Sitzen im Garten zum reinen Zeitvertreib, zum Genuss oder gar zum Amüsement war noch nicht sehr verbreitet. Diese Form des sozialen Lebens ist – im Verhältnis zur Geschichte des Sitzens – noch sehr neu. Vor allem die aufkeimende Freizeitgesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die eng verbunden war mit einem Weniger an Arbeit und einem Mehr an Zeit für sich und seine Familie und Freunde, führte zu Umstrukturierung des sozialen Gefüges. Man traf sich mit Freunden und verbrachte einen Teil seiner freien Zeit gemeinsam. Darüber hinaus begannen vor allem die ersten Urlaubsfahrten in den Süden – in den 50er Jahren vorzugsweise nach Italien. Dort erlebten die Deutschen das fröhliche südländische Leben, das sich vielfach auf den Piazze der Städte abspielte. Man lernte sein Leben auch draußen zu gestalten.
Nach und nach hielten auch in Deutschland Gartenmöbel Einzug auf den Balkonen in den Städten, auf den Terrassen und Gärten der Häuser in den Außenbezirken der Städte sowie im ländlichen Raum.
In den 60er und en 70er Jahren war es vor allem die Hollywoodschaukel, die man auf jeder Terrasse und in jedem Garten sah. Wer genau diese schaukelnde Art des Sitzens erfand, ist heute unbekannt. Sicher ist lediglich, dass sie bereits in den Anfängen des 19. Jahrhunderts in England benutzt wurde. Ihr Siegeszug nach Deutschland begann allerdings auf Umwegen und sehr viel später. In zahlreichen Filmproduktionen in Hollywood sah man sie immer wieder. Die Protagonisten schaukelten sich auf den meist schrill bunten Polstern der Sitzflächen in die Herzen der Zuschauer. Und damit schaukelte sich auch das Möbel auf die Wunschlisten der Deutschen. In fast jedem Garten, auf Terrassen und sogar auf Balkonen sah man die Schaukel stehen. Praktisch war sie und bequem. Die Hollywoodschaukel war groß genug, dass sich eine Person ausgestreckt hinlegen konnte. Bequem saß man zu zweit und durchaus machbar war auch ein gemeinsames Kaffeetrinken und Plaudern zu dritt.
Auch in Deutschland wurde die Hollywoodschaukel mit häufig bunt geblümten Polstern verkauft. Und heiß geliebt. Damals zumindest. Es schaukelten sich aber nicht nur Menschen nach getaner Arbeit in den Feierabend. Auch Stars und Sternchen aus Funk und Fernsehen nahmen in den 60er und 70er Jahren im ZDF auf der „V.I.P. Schaukel“ neben der österreichischen Journalistin Margret Dünser Platz, um aus ihrem Leben zu plaudern. Heute sieht man die Hollywoodschaukel kaum noch. Allenfalls in versteckten Ecken kleiner verträumter Schrebergärten, die ihr Dasein im Schatten diverser U-Bahnlinien der deutschen Großstädte fristen. Dennoch: Auch jetzt noch kann man sie käuflich erwerben. Wer also in Nostalgielaune ist, kann sich im Internet über diverse Händler informieren.
Wer es sich heute auf seiner Terrasse allein oder zu zweit bequem machen möchte, nutzt Liegestühle aus den verschiedensten Materialen. Oder man besorgt sich einen Strandkorb, jene über 100 Jahre alte und von einem Rostocker Korbmachermeister erfundene Sitz- und Liegegelegenheit, die wohl jeder während eines Strandurlaubes an Nord- oder Ostsee schon einmal kennen und schätzen gelernt hat. Strandkörbe schützen herrlich vor Wind und Wetter, bieten Platz für zwei Personen und genügend Ablageflächen für Buch und Latte macchiato-Glas. Wetterfest sind die Strandkörbe bedauerlicherweise nicht. Im Gegenteil: Die Farben der Innenausstattung bleichen aus. Strandkörbe sollten im Winter in einem geschützten Raum stehen oder eine Schutzhaube übergezogen bekommen. Ein weiterer Nachteil dieser ansonsten so bequemen Möbel: Sie sind extrem schwer und unhandlich.
Als Sitzgelegenheit für vor allem kleine Balkone und Terrassen werden heute Kunststoffensembles – je nach Geldbeutel und Geschmacksrichtung – in der verschiedensten Ausführungen und Farben genutzt. Auch auf den Straßen vor den Cafés und preiswerteren Restaurants werden diese teilweise recht bequemen und gelungenen Kunststoffstühle und – tische aufgestellt. Immer beliebter werden auch die etwas edler ausschauenden und dennoch leichten Aluminium-Möbel und jene Ensembles aus Geflecht wie Rattan oder Weide. Teurer, langlebiger und sehr beliebt sind Möbel aus Holz. Besonders haltbar und edel sind Gartenmöbel aus Stahl – meist Designerstücke.
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