Der Wohnraum für Menschen und seine Ausführung sowie die Gestaltung sind die Grundlage für das Wohngefühl und den Grad der Zufriedenheit, den sogenannten Wohlfühlfaktor. Er bemisst sich nicht nach einer festen Skala sondern stellt sich praktisch stufenlos bei jedem Bewohner oder Besucher individuell ein. Abhängig ist er von der geschmacklichen Orientierung jedes einzelnen Menschen. Wände und ihre Gestaltung haben einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung und können den Charakter eines Raumes entscheidend bestimmen. Das kann mit dem Material der Wand, ihrer Farbe, ihrem Wandbelag oder mit der Dekoration durch Bilder oder Wandbehänge und -tattoos zusammenhängen. Die Größe und der Grundriss eines Raumes werden je nach farblicher Gestaltung der Wände vom Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Einen großen Teil der Zeit verbringen die Bewohner in der Regel in ihrem Wohnzimmer. Daher ist eine sorgfältige Überlegung zur Gestaltung der Wohnzimmerwände sinnvoll.
Gestaltung der Wände und des Einrichtungsstils
Die Wände eines Wohnzimmers können am Einrichtungsstil orientiert werden oder sich neutral zur Möblierung verhalten. So wirkt zum Beispiel eine weiße Raufasertapete völlig neutral und kann mit jedem Einrichtungsstil kombiniert werden. Eine verschnörkelte Strukturtapete mit wiederkehrendem Prägemuster deutet in die Richtung einer sehr konventionellen und biedern Möblierung, während sich ein strukturierter Kellenputz am besten für eine Möblierung im rustikalen Stil eignet. Je nach Ausführung der genannten Wandbeläge sind die Grenzen fließend und können gemischt werden. Wandbeläge mit großen Ornamenten oder dunklen Farben können Wohnzimmer reglerecht erschlagen und optisch klein machen. In Filmen aus den 70er Jahren sind einige besonders schlimme Beispiele der damaligen Modeströmung zu sehen. Helle und gleichmäßig gestaltete Wandbeläge lassen Räume groß erscheinen und bringen jeden beliebigen Möblierungsstil zur Geltung. Bilder und ihre Rahmen verleihen der Wand dann den gewünschten Ausdruck und nehmen den Stil der übrigen Möbel auf.
Wandbeläge in verschiedenen Preisklassen
Eine preiswerte Vorgehensweise für die Gestaltung der Wände ist die Raufasertapete und ihre verwandten Produkte. Sie muss zwar nach dem Tapezieren auch noch einen Anstrich erhalten und erfordert mehrere Arbeitsgänge, ist jedoch bei späteren Renovierungen durch einen neuen Anstrich aufzufrischen oder umzugestalten. Sie lässt sich mit mehreren Farben gestalten und kann so vollkommen individuell Möbel betonen oder Farbakzente setzen. Hochwertige Tapeten, Metalltapeten, Seiden- oder Textilbeläge werden in Wohnzimmern häufig als gestalterisches Element eingesetzt und für sichtbare Wände verwendet. Hinter Schrankwänden oder großen Bücherregalen sind sie sinnlos. Ihre Optik kann den gesamten Raum beeinflussen und muss gut überlegt werden. Die Preise einiger Wandbeläge sind erheblich und erlauben keine kurzfristigen Änderungen. Sie werden häufig für eine Nutzungsdauer von vielen Jahren geplant und sollten daher nicht zu aufdringlich gewählt werden. Es besteht sonst die Gefahr des Sattsehens und dem Bedürfnis nach Veränderung.
Holzvertäfelungen mit Vor- und Nachteilen
Die Gestaltung von Wohnzimmerwänden mit Holz ist nicht nur eine Geschmacksfrage sondern muss zusätzlich nach anderen Kriterien beurteilt werden. Holzverkleidungen benötigen Unterkonstruktionen und sind daher sehr aufwändig im Vergleich zu Tapeten. Die Räume wirken je nach Verlegungsart der Hölzer höher oder breiter. Holz kann Räume sehr wertvoll und edel wirken lassen, muss dazu aber die nötige Qualität besitzen. Billige Holzpaneele wirken in Wohnzimmern eher schäbig und erzeugen einen Charakter wie in einer Baumarktabteilung. Mit Holz verkleidete Wände erfordern für eine optimale Wirkung große Räume. Die handwerkliche Ausführung der Vertäfelung muss einwandfrei sein, denn derartige Wandausführungen werden oft mehrere Jahrzehnte genutzt. Fehlerhafte Ausführungen ziehen stets den Blick auf die Mängel und stören. Holz passt hervorragend zu Bücherregalen und kleinen Möbeln. Große Bilder kommen als Farbkontraste gut zur Wirkung. Vor Holzwänden ist die Aufstellung von großen Möbeln problematisch, da die Wand bereits selbst als Möbelstück wirkt. Bei der Innenverkleidung von Außenwänden mit Holz ist auf gute Luftzirkulation zu achten, damit Schimmelbildung wirksam verhindert wird.
Puristische Wandgestaltung
Eine weit verbreitete Art der Wandgestaltung besteht in sichtbarem Mauerwerk oder gestrichenem glatten Putz. Diese puristische Art der Wandgestaltung erfordert bei gemauerten Wänden eine extrem sorgfältige handwerkliche Ausführung des Mauerwerkes mit Verwendung ganzer Steine. Klinkerwände oder Kalksandstein müssen sorgfältig verarbeitet und verfugt werden. Die Optik dieser Wände ist in Wohnzimmern selten und passt in den meisten Fällen eher für eine Einrichtung im Bauhausstil. Erforderlich sind große Räume, damit das Mauerwerk nicht zu dominant wirkt. Mit Farbanstrich versehener Putz ist in Neubauten gut möglich. In älteren Gebäuden ist diese Form der Wandgestaltung in Wohnzimmern eher selten möglich. Jede kleine Beschädigung oder bereits gespachtelte Stelle von Dübellöchern oder Bildernägeln stört die optische Wirkung erheblich. Die puristische Wandgestaltung ist sehr preiswert und lässt sich schnell mit einem neuen Anstrich versehen. Mauerwerk erfordert lediglich Schutz vor Verschmutzung oder Beschädigung. Auf Wohnzimmerwänden mit neutralen Oberflächen und durchgehenden Farben kommen Bilder, Wanduhren oder Behänge besonders gut zur Geltung. Die Wände bilden sozusagen einen weiteren Rahmen um die Gegenstände. Innenarchitekten tendieren in der Regel zu wenig spektakulären Wandgestaltungen und nutzen die Neutralität der Wände um andere Accessoires zur Geltung zu bringen.
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